Das Verständnis für die Grössenordnung von Zahlen ist eine wichtige Voraussetzung für die mathematische Entwicklung von Kindern. Eine frühe Erfahrung, die zu diesem Verständnis beiträgt, ist die gängige Praxis des Fingerzählens. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder durch wiederholtes Zählen mit den Fingern ihre Finger als Repräsentation von Zahlengrössen verinnerlichen. Darüber hinaus wurde vorgeschlagen, dass Fingerzählgewohnheiten die gleichzeitigen und zukünftigen mathematischen Leistungen vorhersagen können. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, wie fingerbasierte Zahlendarstellungen gebildet werden und durch welche Prozesse sie die mathematische Entwicklung beeinflussen könnten.
Was die Entstehung fingerbasierter Zahlendarstellungen betrifft, so ist es wahrscheinlich, dass sie durch wiederholtes Üben des Fingerzählens entstehen. Dementsprechend benötigen Kinder ausreichende feinmotorische Fähigkeiten (FMS), um erfolgreich mit ihren Fingern zu zählen. Die Rolle, die verschiedene Arten von FMS (z. B. Geschicklichkeit und Graphomotorik) bei der Entwicklung fingerbasierter Zahlenrepräsentationen spielen könnten, ist jedoch noch unbekannt.
In der vorliegenden Studie untersuchten wir, (a) ob die FMS der Kinder (Geschicklichkeit und graphomotorische Fähigkeiten) mit ihren sich entwickelnden fingerbasierten Zahlrepräsentationen (ordinal und kardinal) zusammenhängen, (b) ob FMS die Varianz in den fingerbasierten Zahlrepräsentationen der Kinder über den Einfluss allgemeiner kognitiver Fähigkeiten hinaus erklären, und (c) ob der Zusammenhang zwischen FMS und numerischen Fähigkeiten durch fingerbasierte Repräsentationen vermittelt wird. Wir untersuchten Zusammenhänge zwischen dem FMS von Vorschulkindern (N = 80) (Geschicklichkeit und graphomotorische Fähigkeiten), fingerbasierten Zahlendarstellungen und numerischen Fähigkeiten. Darüber hinaus wurde für das visuell-räumliche Arbeitsgedächtnis und die nonverbale Intelligenz kontrolliert. Die Geschicklichkeit stand mit der fingerbasierten Zahlendarstellung und den numerischen Fähigkeiten der Kinder in Zusammenhang, wenn für das chronologische Alter kontrolliert wurde, nicht jedoch, wenn auch für die kognitiven Fähigkeiten kontrolliert wurde. Darüber hinaus wurde der Zusammenhang zwischen Geschicklichkeit und numerischen Fähigkeiten durch fingerbasierte Zahlendarstellungen vermittelt. Für graphomotorische Fähigkeiten wurden keine derartigen Zusammenhänge beobachtet. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Fingerfertigkeit eine Rolle bei der Entwicklung von fingerbasierten Zahlendarstellungen spielt, die wiederum zu den numerischen Fähigkeiten der Kinder beitragen. Mögliche Erklärungen werden diskutiert.
Schlüsselwörter: Feinmotorik, Geschicklichkeit, Graphomotorik, Fingerzählen, numerische Fähigkeiten, verkörperte Numerosität, frühe Mathematik