Zusammenfassung
In diesem Perspektivpapier möchte ich die bemerkenswerte, auf den Menschen ausgerichtete Erziehung des österreichischen Philosophen Rudolf Steiner (1861–1925) sowie sein Vermächtnis in Form der Waldorfschulen, die noch heute Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren unterrichten, näher beleuchten. Steiner war ein Universalgelehrter, der möglicherweise von Persönlichkeiten wie dem römischen Dramatiker Terence, einem befreiten Sklaven, der «Menschlichkeit» schätzte, sowie dem Humanisten Erasmus von Rotterdam aus dem 16. Jahrhundert, der sich für eine humane Erziehung einsetzte, beeinflusst wurde. Die internationale Waldorfpädagogik besteht nun seit über 100 Jahren, und Steiners Fokus auf eine gesunde und ganzheitliche Erziehung des Menschen steht nach wie vor im Mittelpunkt.
Dieser Artikel bietet einen explorativen Überblick über die Steiner-/ Waldorfpädagogik und eine kritische Reflexion über Fragen, die manchmal gegen ihre Theorie und Praxis vorgebracht werden. Ich habe 43 Waldorflehrer aus Schulen in Deutschland, den USA und Grossbritannien zu ihrer individuellen Bewertung der menschen- und humanitätsorientierten Waldorfpädagogik befragt. Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass sie mit externer staatlicher Unterstützung eine visionäre Bewegung und ein Ansporn für andere Bildungssysteme bleiben kann.
Schlüsselwörter: Rudolf Steiner, Waldorfpädagogik, Entwicklung freier Menschen, Dreigliedrigkeit des Menschen, kreativer Lehrplan, Bildung für die Zukunft