Zusammenfassung
Dieser Beitrag versucht, das kritische Potential der Waldorfpädagogik im Kontext von Umweltbildung und Ökospiritualität zu identifizieren. Er sieht Steiners Denken als eine Weiterentwicklung der frühromantischen Philosophie und betrachtet beide als in der westlichen Esoterik verwurzelt. Dementsprechend findet die romantische Kritik an der mechanistischen Naturauffassung, die für die Wissenschaft und Philosophie der Aufklärung charakteristisch war, eine Parallele in Steiners Kritik an der materialistischen Weltsicht und deren Verbreitung in der Regel-Pädagogik. Steiners Konzeption der Beziehungen zwischen Mensch und Erde/Natur hat Vorläufer in den Konzeptionen von Herder und Novalis. Diese sind also ein Teil der ideellen Grundlage der Waldorfpädagogik. Das technokratische, neoliberale und kapitalistische Regime, das heute weltweit herrscht, steht in scharfem Gegensatz zu den Visionen der Romantik und der Waldorfpädagogik. Dieser Kontrast wird durch Beispiele der indischen Umweltschützerin Vandana Shiva illustriert. Schliesslich zeigen die partizipatorische Erkenntnistheorie und die Vision des Kindes in der Waldorfpädagogik, wie ihr kritisches Potential in der Umwelterziehung und Ökospiritualität verwirklicht werden kann.
Schlüsselwörter: Ökospiritualität, Herder, Novalis, Waldorflehrplan, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Umweltbildung