Zusammenfassung
Diese Mixed-Methods-Studie erforscht das Konzept des Pädagogischen Instinkts (PI) in der Waldorfpädagogik, indem sie dessen Beziehung zum Selbstwirksamkeitsgefühl der Lehrer und zur beruflichen Entwicklung untersucht. Im Zusammenhang mit Rudolf Steiners Erziehungsphilosophie bezieht sich der PI auf die intuitive und anpassungsfähige Fähigkeit von Lehrern, auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler einzugehen und dabei technische Fähigkeiten, Beziehungsbewusstsein und Ich-Entwicklung zu integrieren.
Die quantitativen Daten von 168 Umfrageteilnehmern wurden analysiert, um die Beziehungen zwischen Selbstwirksamkeit, PI, Lehrerausbildung und demografischen Variablen zu bewerten. Qualitative Daten von 65 Befragten, die 9 offene Fragen beantworteten, gaben Einblicke in die gelebten Erfahrungen von Waldorflehrern in Bezug auf den PI. Die Ergebnisse zeigten eine starke Korrelation zwischen PI und Selbstwirksamkeit, wobei ein höheres Mass an PI mit einer abgeschlossenen Waldorflehrerausbildung und längerer Unterrichtserfahrung verbunden war. Es war jedoch nicht möglich, zwischen den Auswirkungen der Ausbildung und der Dauer der Erfahrung zu unterscheiden.
Es kristallisierten sich drei Schlüsselkomponenten von PI heraus: (1) Beherrschung der technischen Fertigkeiten, einschliesslich Pädagogik und Lehrplan; (2) Beziehungsbewusstsein, das ein Eingehen auf die Schüler ermöglicht; und (3) Ich-Entwicklung, die Gleichmut und Präsenz fördert.
Die Studie zeigt Lücken in der derzeitigen Waldorflehrerausbildung auf, insbesondere bei der Vorbereitung von Pädagogen auf Klassenführung, Differenzierung und Elternarbeit. Während die Waldorfausbildung das persönliche Wachstum und das anthroposophische Studium betont, müssen praktische Fähigkeiten und die Anwendung in der realen Welt stärker betont werden. Die Ergebnisse unterstützen die Integration von Erfahrungslernen, Mentorenschaft und beruflicher Entwicklung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Lehrenden zugeschnitten sind.
Die Theorie des transformatorischen Lernens und die Prinzipien der Ich-Entwicklung bieten einen Rahmen für die Förderung des PI durch reflektierende Praktiken und nachhaltige Unterstützung. Strukturen der beruflichen Entwicklung, die Zusammenarbeit, Mentoring und innere Arbeit in den Vordergrund stellen, können das Wachstum der Lehrer weiter fördern.
Diese Studie legt Änderungen in der Lehrerausbildung nahe und Auswirklungen auf die berufliche Entwicklung und die breitere pädagogische Praxis. Durch die Kultivierung des PI können Waldorfpädagoginnen ganzheitliche, beziehungsorientierte Klassenräume schaffen, die das akademische und persönliche Wachstum der Schüler unterstützen. Zukünftige Forschung sollte die quantitative Messung des PI verfeinern, ihren Einfluss auf die Ergebnisse der Schüler erforschen und die Hindernisse in der Lehrerausbildung untersuchen.
Schlüsselwörter: Waldorfpädagogik, Lehrerausbildung, berufliche Weiterbildung, Selbstwirksamkeit, pädagogisches Gespür, Grounded Theory, Mixed Methods