Manorama, bitte stellen Sie sich vor!
Ich habe ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen und unterrichte Geographie in der Oberstufe. Mit großem Interesse verfolge ich die Bedeutung der Waldorfpädagogik in Indien. Mein ganzes Leben lang war ich Lehrerin und arbeite an der Sloka Waldorf School in Hyderabad. Ich habe einen Master of Science in Ernährung und einen Master of Education in Waldorfpädagogik aus Norwegen. Ich arbeite gerne mit Schülern, zurzeit vor allem mit Schülern ab 12. Zum Glück ermöglicht mir die Waldorfpädagogik, verschiedene Fächer zu unterrichten. Ich erzähle auch gerne Geschichten wie Sagen und Biografien. Darüberhinaus genieße ich es, zugleich mit Kunst und Wissenschaft zu arbeiten.
Meine tiefes Bedürfnis, mehr über die Waldorfpädagogik zu erfahren, hat mich nach Oslo geführt, um dort ein Masterstudium zu absolvieren. Ich bin auch wegen ihrer Freiheiten und vielen Möglichkeiten zur Waldorfpädagogik gekommen, nämlich sowohl das eigene Selbst als auch die Kinder in der Gesellschaft zu erkunden.
Hier in der Sloka Waldorfschule in Hyderabad versuchen wir, notwendige kulturelle Veränderungen der Waldorfpädagogik vorzunehmen, indem wir versuchen, deren Wesen nicht zu verwässern, während wir gleichzeitig die Regierungsvorgaben erfüllen müssen.
Können Sie uns ein Beispiel geben für die notwendigen Veränderungen?
Wir haben in Sloka bemerkt, dass der Waldorflehrplan eine archetypische universelle Qualität hat, die wir beibehalten haben, aber wir arbeiten ständig daran, ähnliche Bilder auch bei uns zu finden. Zum Beispiel sind Namen von Sternen mit der griechischen Mythologie verbunden. Aber in Indien haben wir unsere eigene Mythologie und die Sterne haben indische Namen. Außerdem werden alle unsere Hindu-Feste nach den Mondphasen gefeiert. Daher versuchen wir diesen Aspekt zu beachten, wenn wir z.B. Astronomie unterrichten.
Es gibt eine mythische Geschichte über den Mond. Daksha Prajapathi hatte 28 Töchter. Er gab ihnen den Mond zum Ehemann. Der Vater sagte dem Mond, dass er sich um jede Tochter gleichermaßen kümmern solle. Aber der ungehorsame Mond mochte Rohini am liebsten und blieb öfter bei ihr, als bei den anderen. Als sich die anderen Töchter beim Vater beschwerten, verfluchte er seinen Schwiegersohn, so dass er innerhalb von 14 Tagen dahinsiechen und an Tuberkulose sterben solle. Aber der Mond bat Shiva, ihn zu retten. Aus Mitleid änderte Shiva den Fluch. 14 Tage lang würde der Mond dahinsiechen und schließlich sterben, dann aber würde er in 14 weiteren Tagen zurück kommen, um wieder zum vollen Mond zu werden.
So blicken wir in Indien auf die Mondphasen. Ich benutze diese Geschichte, um meine Astronomieepoche zu bereichern.
Was motiviert Sie, morgens aufzustehen? Was sorgt dafür, dass Sie nicht aufgeben?
Jeder neue Tag motiviert mich und meine Erwartungen, was er bringen könnte. Ich bin gespannt, wie meine gestrige Planung heute angenommen wird.
Und ich gebe nicht auf, weil ich das Leben liebe und wegen der Begegnungen mit den jungen Menschen.
Mit welchen Herausforderungen sieht sich Ihre Schule konfrontiert?
Wie bei jedem wachsenden Organismus stehen wir in unterschiedlichen Stadien des Wachstums vor unterschiedlichen Herausforderungen: Geld, das Verhältnis unter den Kollegen, neue Ideen und neue gemeinsame Initiativen.
Unsere Schule steht vor der Herausforderung, Methoden zu entwickeln, die verschiedenen Muttersprachen als Fremdsprachen zu vermitteln, da die Unterrichtssprache Englisch ist. Die Schriftzeichen der indischen Sprachen basieren eher auf Klang als auf Form. In der Vergangenheit wurde der Stift in der Faust gehalten und das Handgelenk wurde rundherum bewegt, um abgerundete Buchstaben zu schreiben. Die Regeln der Rechtschreibung sind verschieden, da wir das aussprechen, was wir schreiben. Es gibt keine stummen Buchstaben in der Rechtschreibung in Indien. Wir suchen auch ständig nach altersgerechter Literatur. Die Lehrer teilen dann ihre Erkenntnisse in Fachschaftskonferenzen.
In den Naturwissenschaften untersuchen wir, wie Pflanzen wachsen und welche industriellen Prozesse verwendet werden, um sie zu ernten und zu nutzen. Soziale und finanzielle Probleme, die sich aus diesen Entwicklungen ergeben, werden auch in den oberen Klassen diskutiert, wie z. B. die Konflikte der Indigo Bauern, der Baumwollfarmer usw.
Unser Traum ist es, die Gemeinschaft zu einem Teil der Schulbewegung zu machen. Wir möchten ein Heim für ältere Menschen schaffen, wohin die Kinder gehen und sich um Ältere kümmern können und wo ältere Menschen ihre Erfahrungen und Biographien mit den Jüngeren teilen können. Außerdem möchten wir eine Kleinklasse gründen, in der Kinder mit besonderem Förderungsbedarf betreut und ausgebildet werden können. Außerdem hoffen wir, eine nahe gelegene staatliche Schule zu verändern und zu inspirieren und sie mit der Waldorfpädagogik vertraut zu machen.
Was sind Ihre persönlichen Herausforderungen? Wie bleiben Sie geistig und körperlich gesund?
Meine persönliche Herausforderung besteht darin, meine Träume zu organisieren und umzusetzen zu können.
Ich bleibe gesund, indem sich mein privates Leben und mein Schulleben im Gleichgewicht befindet, ich für gesunde Ernährung und genügend Schlaf sorge und ich mich täglich mit Kunst beschäftige.
Ich genieße es, mit der Kunst zu lernen, um mich für das Leben zu interessieren. Ich habe Filzkunst durch Internet Tutorials gelernt. Meine bisherigen Fähigkeiten im Bereich der Malerei und Stickerei haben mir geholfen, Filzen zu lernen. Ich werde einige Bilder von dem veröffentlichen, was ich schon erreicht habe. Außerdem verbringe ich Zeit in der Malwerkstatt, um mein Buch mit Geschichten zu illustrieren, das ich geschrieben habe. Die Verwendung verschiedener Medien in der Kunst zu verstehen, ist sehr interessant und gibt mir neue Energie fürs Leben. Es entspannt mich und belebt meine Freude in der Arbeit mit Jugendlichen.
Wie beeinflusst Kultur Ihr Schulleben, Ihren Unterricht, Ihre Schulumgebung, Ihre Schulgemeinschaft, die Arbeit mit den Kindern und Eltern?
Nun, die indische Kultur erhebt die Lehrer quasi auf ein Podest, und im Allgemeinen ist die Herzlichkeit ein Teil unserer Lebensart. Die größte Herausforderung besteht darin, soziale Unterschiede zu überwinden und auf jeden zu achten.
Die Kinder, die in unsere Schule gehen, sind es gewohnt, zu Hause Haushaltspersonal zu haben. Sie wachsen mit Dienstpersonal auf. Ich bin selbst unter solchen Bedingungen groß geworden. Das Kastenwesen ist heutzutage kein so großes Problem mehr, aber mir liegt viel daran, zu sehen, wie man mit dem Hauspersonal zusammenleben kann. In der großen indischen Bevölkerung ist das eine normale Form der Beschäftigung. Aber wie der Computer ein Ersatz für die geistige Arbeit sein kann, so sind diese Diener Ersatz für unseren Willen zu arbeiten. Jugendliche müssen lernen, wieviel Hilfe sie in Anspruch nehmen wollen und trotzdem dabei selbständig werden. Auch wie wir das Hauspersonal behandeln, ist eine soziale Fähigkeit. Dies ist eine Herausforderung in unserer Gesellschaft. Die Würde der Arbeit ist sehr wichtig.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
übersetzt von Gerd Stemann