Ein gemeinsamer Blick von Lehrkräften und Eltern auf die Medien ist nicht ganz einfach. Es geht darum, klare Urteile zu gewinnen, ohne dass dogmatische Regeln aufgestellt werden. Es geht darum, in einen offenen Austausch zu kommen, ohne dass sich Fronten bilden, etwa zwischen der „Wir-als-richtige-Waldorfeltern-haben-natürlich-keinen-Fernseher-im-Haus“-Fraktion und der Fraktion, die meint, das Fernsehen gehöre doch zur heutigen Lebenswirklichkeit, an die man die Kinder heranführen müsse, und es gebe ja auch kindgemäße, pädagogisch wertvolle Filme.
Wie sich ein solcher Austausch konkret gestaltet, hängt natürlich von der jeweiligen Situation ab. Ich möchte hier nur einige Erfahrungen aus der Medienarbeit mit Eltern darstellen und hoffe, dass meine Ausführungen Kolleginnen und Kollegen die eine oder andere Anregung in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Medien“ geben können.i
Gemeinsame Grundlagen schaffen: Menschenkunde
Eine grundlegende Vorbedingung für eine solche Arbeit ist sicherlich, dass sich die Lehrperson selber über diese Thematik informiert. Des weiteren muss er oder sie sich auch darum bemühen, in der Klassenelternschaft eine gemeinsame Grundlage an Informationen zu schaffen, als eine unabdingbare Voraussetzung für ein Gespräch, bei dem nicht bloß vorgefertigte Meinungen aufeinanderprallen sollen. Dazu gehört zunächst die Beschäftigung mit der Menschenkunde, insbesondere mit der Frage, welche Bedeutung hat die Bildhaftigkeit für die Entwicklung der Kinder im zweiten Jahrsiebt? Vielleicht könnte man dazu auch den einen oder anderen Auszug aus einem Vortrag oder Aufsatz gemeinsam mit den Eltern lesen. ii
Gemeinsame Grundlagen schaffen: Informationen über Medienwirkungen
Dann ist der Blick auf die visuellen Medien, auf Film und Fernsehen, zu richten, auf die Frage, welche Qualitäten haben sie, wie wirken sie? Für das Fernsehen gelten im Prinzip die gleichen Gesichtspunkte wie für das Kino, wobei Bild und Ton im Kino natürlich viel mächtiger, buchstäblich überwältigender sind. So ist beiden Medien gemeinsam – um nur ein Merkmal zu nennen –, dass das beim normalen Sehen unglaublich aktive, stets den Sehraum in Höhe, Breite und Tiefe abtastende Auge beim Ansehen eines Films auf die zweidimensionale Leinwand bzw. den Bildschirm zurückgeworfen, zu einer unnatürlichen Passivität verurteilt ist, was zu einer Art Starren führt. (Buddemeier, 1996, 30ff) Wie man nun die Medieninformationen an die Eltern übermittelt, ob mündlich oder in Form von Texten, die den Eltern zum Lesen mitgegeben oder gemeinsam gelesen werden, hängt wiederum von der jeweiligen Situation und der zur Verfügung stehenden Zeit ab.
Gemeinsame Wahrnehmungen machen
Sehr hilfreich, um von vorgefassten Meinungen wegzukommen, kann es sein, gemeinsame Erfahrungen im Medienbereich zu machen und sich über das Erlebte auszutauschen. Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, ein Stück aus einer Geschichte vorzulesen, oder vorlesen zu lassen, und dann miteinander darüber zu sprechen, was da beim Zuhören in einem vorgegangen ist. Danach würde man sich dann einen Filmausschnitt ansehen iii, möglichst dieselbe Geschichte wie die zuvor vorgelesene, und sich darüber austauschen, wie man diesen wahrgenommen hat. Bei der Auswahl der Beispiele berücksichtigt man sicherlich auch die Altersstufe der Kinder. Wenn es um jüngere Kinder geht, wäre ein Märchen gut geeignet; da gibt es auch etliche Verfilmungen. Für einen Elternabend der zweiten Klasse hatte ich einen Ausschnitt aus der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende ausgewählt; auch hier hatte ich beide Darstellungsformen beschaffen und den Eltern vorstellen können.iv Bei älteren Kindern könnte man zum Beispiel etwas aus den „Harry-Potter“-Büchern und -Filmen als Beispiel nehmen.v
Ein solches gemeinsames Wahrnehmen führt an Elternabenden und Seminaren in jedem Fall zu einem angeregten Austausch über das Erlebte. Die geäußerten Eindrücke sind vielfältig; tendenziell aber werden der Unterschied zwischen dem Vorgelesenen, bei dem man sich eigene Bilder im Inneren schafft, und den fertigen, oft „platten“ und drastischen Medienbildern deutlich. Wobei auffallend ist, dass bestimmte Merkmale des Films, die für das Filmerleben prägend sind, meistens nicht bewusst wahrgenommen und nicht thematisiert werden, weil wir als Erwachsene uns daran gewöhnt haben. Dies sind die Filmschnitte - pro Spielfilm etwa 400 - und damit zusammenhängend die wechselnden Kameraperspektiven (Buddemeier, 1996, 38ff), außerdem die Filmmusik, die bei neueren Filmen noch viel durchgängiger zu hören ist als bei älteren Filmenvi.Während die Kameraperspektive dem Zuschauer vorschreibt, von welchem Standpunkt aus etwas gesehen wird, ihn zur „Blickmarionette“ macht (Patzlaff, 2013, 32), suggeriert die Musik dem Zuschauer, was er in der jeweiligen Szene zu empfinden hat, macht ihn gleichsam im Gefühlsbereich zur Marionette. Wenn dies beim gemeinsamen Filmanschauen nicht von selbst angesprochen wird, weise ich darauf hin, und die Gruppe überprüft einen Filmausschnitt noch einmal speziell auf diese beiden Merkmale hin.
Zeichentrick- und computeranimierte Filme
Wenn mehr Raum für eine solche wahrnehmende Arbeit an Filmen bleibt, ist es auch interessant, Ausschnitte von Zeichentrickfilmen auf ihre besonderen Merkmale hin zu betrachten, sie etwa daraufhin zu untersuchen, wie mechanisch und unbeseelt der Mensch darin dargestellt ist und was für ein Menschenbild dadurch vermittelt wird.vii
In den 90er Jahren hat sich bei den Trickfilmen eine tiefgreifende Wandlung vollzogen. Die Fortschritte der Computertechnik machen es inzwischen möglich, computeranimierte Filme herzustellen, bei denen in der Darstellung von Räumlichkeit, von Szenerien, Figuren und Bewegungsabläufen überwältigend realistische, detailgetreue Effekte erzielt werden können, die überwiegend auch in der 3D-Technik gezeigt werden.viii Man kann sich fragen, ob nicht gerade auch die computererzeugten Menschengestalten, die in solchen Filmen zu sehen sind – so realistisch sie auch erscheinen mögen – etwas sehr Unbeseeltes ausstrahlen. Es wäre vielleicht auch interessant, dieser Frage mit der Elternschaft einer Klasse einmal nachzugehen.
Folgerungen aus der gemeinsamen Arbeit
Aus dieser menschenkundlichen und wahrnehmenden Arbeit müsste eigentlich, gemeinsam erarbeitet, deutlich werden,
dass das Anschauen von Filmen in Fernsehen oder Kino, aufgrund der technischen Beschaffenheit dieser Medien, dem, was wir an der Waldorfschule versuchen, nämlich das Seelenleben der Heranwachsenden durch lebendige Bilder anzuregen, zu bereichern und zu stärken, entgegenwirkt.
dass das Anschauen von Filmen einer gesunden Entwicklung der Kinder abträglich ist. Dies gilt in besonderem Maß für die Entwicklungsphase bis zum 10. Lebensjahr, in der „die Grundlagen für alle Fähigkeiten, über die der Erwachsene dann verfügt [...] gelegt werden. Was in diesen Jahren versäumt wird, lässt sich nie wieder in der gleichen Intensität und Tiefe nachholen.“(Patzlaff, 2013, 86) ix
Austausch über den häuslichen Umgang mit den Medien
Die gemeinsame Arbeit bildet auch eine gute Grundlage, um, als wichtigen, abschließenden Schritt, über den Umgang mit den Medien zu sprechen. Über die Bildmedien und ihre Wirkungen Bescheid zu wissen ist das eine, aber diese Erkenntnisse im Alltag umzusetzen ist ja noch etwas anderes. Es gilt, darüber ins Gespräch zu kommen, inwieweit in den konkreten familiären Situationen eine solche Umsetzung realisierbar ist, bzw. inwieweit gegebenenfalls auch Kompromisse unumgänglich sind.x Wie meistert man die Situationen, in denen ältere Geschwister Sendungen anschauen, die für die Jüngeren ungeeignet sind? Was macht man mit den Nachbarskindern, die immer um eine bestimmte Zeit ins Haus gehen, um die Sesamstraße zu gucken oder die den Geburtstag als Kinonachmittag feiern? Wie geht man mit den Großeltern um, die Freude daran haben, gemeinsam mit ihren Enkeln „die schönen Tierfilme“ im Fernsehen anzuschauen? Des weiteren die Frage: Wie gehen wir als Erwachsene mit den Medien um? Inwieweit etwa schaffen wir es, den „Aus“-Knopf beim Fernseher zu drücken? Die Selbsterziehung spielt bei der Medienerziehung auf jeden Fall eine zentrale Rolle. Unsere Bemühungen, für die Kinder vertretbare Wege durch den Mediendschungel zu finden, können ja nur Erfolg haben, wenn wir selber ihnen als Vorbild vorangehen. Und nicht zuletzt: Wie können wir unseren Alltag so gestalten, dass bei den Kindern und bei uns Erwachsenen Gegengewichte zur Medienpräsenz und -wirkungen geschaffen werden?
Wichtig für solche Gespräche ist eine Atmosphäre der Offenheit, in der niemand befürchten muss, dass man über ihn herfällt, wenn er seine Meinung sagt. In kleinen Gesprächsgruppen sind solche offenen Gespräche eher möglich als im Plenum, es kommen auch die Eltern eher zu Wort, die sich in der großen Runde nicht so gern äußern. Was in den Gruppen erarbeitet wurde, kann ins Plenum eingebracht werden und Ausgangspunkt für eine Fortführung des Austausches sein. Aus solchen Gesprächen kann vielleicht ein stärkeres Bewusstsein davon entstehen, dass einerseits jedes Elternhaus eigenverantwortlich entscheidet, was den Umgang mit Medien betrifft, dass jede Entscheidung aber auch immer in die Klassengemeinschaft hineinwirkt.
Der geschilderte Prozess kann eine Anregung für die Eltern sein, bewusster auf die Medien und ihre Wirkungen hinzuschauen und den Umgang damit bewusster zu gestalten.
Dieser Aufsatz, in erweiterter Form, findet sich in Ludger Helming-Jacoby, Der goldene Schlüssel – Anregungen für Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer, Flensburg 2012; er ist auch im „Lehrerrundbrief“ Nr. 98, 10/2012, abgedruckt.
Ludger Helming-Jacoby war 33 Jahre lang als Lehrer tätig, davon fünf Jahre an Staatsschulen (Haupt- und Sonderschule) und 28 Jahre als Klassen- und Englischlehrer an Waldorfschulen (Köln, Lübeck). Seit 2001 im Ruhestand. „Derzeitige Hauptbeschäftigung: zusammen mit meiner Frau unser über 100 Jahre altes Haus auf einem Dorf in der Pfalz nach und nach zu renovieren; gelegentlich als Mentor an Waldorfschulen und als Gastdozent an Lehrerseminaren tätig. Und etwas mehr Raum, sich auf Spaziergängen an der zu jeder Jahreszeit zauberhaften Pfälzer Hügellandschaft zu erfreuen, unseren Enkel zu besuchen, zu lesen, Filme anzuschauen (ja, ich bin cineastisch sehr interessiert!), mein Spanisch aufzufrischen. Und manches andere, was früher liegenbleiben musste...“
Grundlegende Literatur:
Literatur zum Thema Bildhaftigkeit:
In allen pädagogischen Vortragszyklen von Rudolf Steiner finden sich Ausführungen hierzu. Als Beispiele seien hier genannt Rudolf Steiner, GA 307, 7. Vortrag, und GA 311, 1. und 2. Vortrag. Welche Bedeutung das Bildhafte als Grundlage für die Entfaltung des Denkens hat, findet sich z.B. in GA 309, 5. Vortrag. Mit Nachdruck führt Rudolf Steiner in einem Vortrag, Dornach, 11.9.1920, in GA 199, aus, dass die den Kinder gegebenen Bildern auch die äußerst bedeutsame Aufgabe haben, die aus dem Vorgeburtlichen mitgebrachten, in der Seele schlummernden Bilder zu erwecken und welche verheerenden Folgen es hat, wenn das nicht geschieht. Auf diesen wichtigen, meines Wissens nur in diesem einen Vortrag dargestellten Zusammenhang wird auch bei Frans Carlgren, Erziehung zur Freiheit – Die Pädagogik Rudolf Steiners, 9., überarb. Aufl, Stuttgart 2005, in dem Kapitel „Das Bedürfnis nach Bildern“, hingewiesen.
Unbedingt lesenswert ist der Aufsatz von Jörgen Smit, Wie werden lebendige Bilder wirksam im Lebenslauf?, Nachschrift eines Vortrags, gehalten im April 1983 auf der Lehrertagung in Dornach; online findet sich der Vortragstext unter www.joergensmit.org/de/pdf/wie_werden_lebendige_bilder.pdf
Gabriele Böttcher, Vom Bild zum Begriff, in „Erziehungskunst“ 9/88 und L. Helming-Jacoby, Fragen an Bilder, in L. Helming-Jacoby, Der goldene Schlüssel Anregungen für Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer, in gekürzter Fassung in „Erziehungskunst“ 12/2007 erschienen und unter www.erziehungskunst.de abrufbar
Zum Thema „Film und Fernsehen“ gibt es eine Fülle von Literatur. Da weder Lehrer noch Eltern im Allgemeinen die Zeit haben, sich durch Bücherberge hindurchzuarbeiten, habe ich hier Bücher aufgeführt, die mir für eine Urteilsbildung als besonders hilfreich erscheinen.
Buddemeier, Heinz (1996) Illusion von Film und Fernsehen auf Individuum und Gesellschaft. 2. Auflage. Stuttgart: Urachhaus
Patzlaff, Rainer (2013) Der gefrorene Blick. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben.
Jacques Lusseyran, Jacques (1993) Gegen die Verschmutzung des Ich. In: Lusseyran, Jacques, Ein neues Sehen der Welt, Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben.
Aufschlussreich sind die Äußerungen von Rudolf Steiner zum Kino (damals „Kinematograph“ genannt) in einem am 17.2.1917 in Berlin gehaltenen Vortrag, (in GA 175). Er führt – verkürzt gesagt – aus, dass der Kinematograph den Menschen sehr stark in den Materialismus hineinführe. Des weiteren sagt er, dass es nicht darum gehe, sich von solchen Dingen völlig fernzuhalten – der Mensch müsse mit der Zeit gehen –, sondern durch die Hinwendung an das Geistige ein Gegengewicht zu schaffen. In einem am 5. August 1923 in Ilkley gehaltenen Vortrag (GA 307), legt er dar, wie das Kino den Menschen passiv macht, seine innere Aktivität lähmt.
iDer Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegt auf dem 2. Jahrsiebt. Im Lauf der Mittelstufe werden allerdings Fragen, die die Nutzung des Computers, des Smartphones und das Musikhören betreffen, immer mehr in den Vordergrund treten und sind entsprechend auch zu bearbeiten; sie werden hier jedoch nicht thematisiert. Ich schlage vor, dass das hier beschriebene Vorgehen auch auf die Arbeit an anderen Themen wie „Computer“ oder „Musikkonsum“ übertragbar ist. Wobei es auf jeden Fall ratsam ist, das Thema „Computer“ getrennt von dem Themenkomplex „Film/Fernsehen“ zu behandeln, weil da ganz andere Problematiken zu betrachten sind: Internet, Computerspiele, Virtualität, soziale Netzwerke... Siehe Erziehungskunst 11/2009 „Neue Medien zwischen Realität und Fiktion“ (www.erziehungskunst.de)
ii Siehe dazu die unter „Grundlegende Literatur“ genannten Texte zum Thema „Bildhaftigkeit“.
iii Das, was im Klassenzimmer zu sehen ist, kann natürlich nur einen schwachen Eindruck von der Massivität der Bild- und Toneindrücke im Kino vermitteln.
iv „Die unendliche Geschichte“ ist auch deshalb als Beispiel interessant, weil es ein aufschlussreiches Buch zur Entstehungsgeschichte des Films gibt: Ulli Pfau, Phantasien in Halle 4/5, München 1984.
v Eindrucksvoll für eine solche Gegenüberstellung ist meiner Meinung nach die Szene, in der Harry Potter gegen Quirrel/Voldemort kämpft. (Band 1, Kapitel 17)
vi Zum Filmton gehören neben der Sprache und der Musik auch die Atmosphäre, die Hintergrundgeräusche in einem Film. Was die auditive Komponente des Films betrifft, hat sich seit Beginn der 90er Jahre eine tiefgreifende Wandlung vollzogen: Wesentlicher Bestandteil der Postproduktion eines Films ist die digitale Erzeugung einer ausgetüftelten, komplexen Soundlandschaft, deren raffinierte, subtile, weitgehend unbewusst bleibende Wirkungen auf das Publikum nicht zu unterschätzen sind. Hierzu gibt es Fachliteratur, z.B. unter dem Stichwort „Sound-Design“; eine kritische Aufarbeitung dieses Bereiches steht aber meines Wissens noch aus. Beim Zweitausendeins-Versand (www.zweitausendeins.de) ist eine DVD zum Thema „Film-Sound“ erschienen, die einen Überblick über die Entwicklung in diesem Bereich vermittelt: Rüdiger Steinmetz, Filme sehen und hören lernen, Teil 2: Wie Licht, Farbe, Sound die großen Gefühle verstärken, 2 DVDs, 39,90 € . Speziell zur Geschichte und Wirkung der Filmmusik gibt es in dieser Reihe inzwischen zwei weitere DVDs, ebenfalls für 39,90 €: Rüdiger Steinmetz, Filme sehen lernen, Teil 3: Filmmusik.
vii Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich die Gestaltung von Trickfilmen in den letzten Jahrzehnten verändert hat, ist der Film „Horton hört ein Hu“ (2008). Dieser Film war 1970 schon einmal als klassischer Zeichentrickfilm in Englisch herausgekommen. Beide Fassungen sind als DVDs erhältlich, so dass man gut vergleichen kann. Aufschlussreich ist auch das „Making-Of“, eine Dokumentation zur Entstehung des Films, die sich auf der DVD der neuen Version findet.
viii Menschenkundliche Gesichtspunkte zu 3D-Filmen, insbesondere auch zu ihrer Ich-schwächenden Wirkung, finden sich im Aufsatz von L. Helming-Jacoby, Gedanken zum 3D-Kino, in: Der goldene Schlüssel (s. Endnote 1). Eine erweiterte Fassung des Aufsatzes kann heruntergeladen werden unter
zeugnissprueche.de/golden_key.htm
.ix Einen klaren Standpunkt zu dieser Frage bezieht der Gehirnforscher Manfred Spitzer in seinem Buch „Vorsicht Bildschirm! – Elektronische Medien, Gehirnentwicklung und Gesundheit“, Stuttgart 2005; er schreibt: „Bildschirmmedien machen dick und krank, wirken sich in der Schule ungünstig auf die Aufmerksamkeit und das Lesenlernen der Kinder aus und führen zu vermehrter Gewaltbereitschaft und Gewalt“. Dies belegt er durch zahlreiche empirische Untersuchungen, die in den USA und Deutschland zu den Auswirkungen von Fernsehkonsum durchgeführt wurden, und die er in seiner Darstellung mit den Vorgängen im Gehirn in Zusammenhang bringt, ausgehend allerdings von einem eingeschränkten Bild des Menschen, der im Wesentlichen daraufhin betrachtet wird, wie sein Gehirn funktioniert und inwieweit das Fernsehen dieses Funktionieren beeinträchtigt. Sicherlich kann man Spitzers Darlegungen in die medienpädagogische Arbeit mit einbeziehen; im Mittelpunkt einer solchen Arbeit sollten bei uns an der Waldorfschule jedoch eher menschenkundliche Gesichtspunkte, wie man sie bei Buddemeier und Patzlaff findet, stehen.
x Gesichtspunkte zum Thema „Umgang mit den Medien“ finden sich bei Heinz Buddemeier, Kinderfernsehen ist nichts für Kinder – Untersuchungen und Überlegungen zu Fernsehsendungen für Kinder, insbesondere S. 32ff (vergriffen) und Rainer Patzlaff, Der gefrorene Blick, hier die Kapitel „Wie gehe ich als Erwachsener mit dem Fernsehen um?“ und „Kinder vor dem Bildschirm“, des weiteren bei Edwin Hübner, Medien und Gesundheit – Was Kinder brauchen und wovor man sie schützen muss, Stuttgart 2006, S. 187ff (Fernsehen) und 200ff (Selbsterziehung). Die hier genannten Autoren lassen keinen Zweifel daran, dass man im familiären Alltag oft nicht daran vorbeikommt, Kompromisse einzugehen. Ob es allerdings sinnvoll ist, einen solchen Kompromiss von vornherein als „gesunde Balance“ zu empfehlen und diese Empfehlung (kurz gesagt, 50% waldorfmäßige Aktivitäten, 50% Medienkonsum) zum neuen Medienkonzept zu erheben, wie es Andreas Neider in seinem Buch „Medienbalance“, Stuttgart 2008, macht, mag dahingestellt bleiben.